Association for the reconstruction of the St. Mary's Church in Chojna/Poland
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Association for the reconstruction
of the St. Mary's Church in Chojna/Poland, formerly Königsberg/Neumark

750 Jahre "Konigesberge" Königsberg/Neumark-Chojna' 1244 - 1994

Geschichte der Stadt in Kürze - gekürzte Version des Textes von Günther Kumkar aus dem Jahr 1994
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Eine Urkunde von 1244 enthält erstmalig den Namen der vermutlich kurz zuvor vom pommerschen Herzog Barnim l. nach Magdeburger Recht gegründeten Stadt: "Konigesberge". Sie war von deutschen Rittern und Siedlern neben einer bestehenden pommerschen Burg und Marktsiedlung angelegt worden. Eine günstige Lage förderte die Entwicklung des Ortes sehr; denn wichtige Handelswege kreuzten sich hier.

Stiche Die Bevölkerung befasste sich vor allem mit Land- und Forstwirtschaft, aber auch mit Handwerk und Handel. Die Stadt besaß eine Münzanstalt und eine Zollkammer; sie war zeitweise auch Hauptort der Neumark, des nordöstlichen Teiles der bis 1945 bestehenden Mark Brandenburg.

Seit dem Mittelalter ist die Stadt von einer hohen Verteidigungsmauer mit zwei - ursprünglich drei - Stadttoren und zahllosen Wehrtürmen umgeben. Baugeschichtlich bedeutende Bauwerke - das Augustinerkloster, das Rathaus und die gleichaltrige spätgotische St. Mary's Church - gaben ihr unter den Orten des Landes einen besonderen Rang.

Stadtplan

lm 17. und 18. Jahrhundert hatte Königsberg sehr unter kriegerischen Auseinandersetzungen zu leiden. Dank einer regen Entwicklung vielfältiger Gewerbetätigkeit - zum Beispiel Manufakturen für Baumwolle und Seide sowie einer Glockengießerei konnte die Stadt sich jedoch schnell wieder davon erholen.

Straßenbau und der Anschluß an das neu entstehende Eisenbahnnetz verbesserten im 19. Jahrhundert die wirtschaftliche Situation des Ortes wesentlich. Damit ging aber auch eine reiche Entfaltung des geistigen, kulturellen und bürgerlichen Lebens seiner Bewohner einher. Hier sei besonders das Schul- und Erziehungsangebot hervorgehoben: In der Tradition der seit 1333 bestehenden Lateinschule und der Gelehrtenschule des 18. Jahrhunderts, die vielen Schülern den Zugang zum Universitätsstudium ermöglichten, wies die Stadt im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Bildungseinrichtungen auf, die zum Teil überregionalen Ruf genossen: Volksschule, Mittelschule, Aufbauschule, Gymnasium - später Oberschule -, Lehrerseminar, Berufsschule, Landwirtschafts- und Wiesenbauschule, landwirtschaftliche Haushaltungsschule.

Stich

Die Stadt war bis 1945 Verwaltungszentrum des Kreises Königsberg/Neumark. Sie hatte 1945 6276 Einwohner. Zum Kreisgebiet gehörten im Jahre 1939 acht Städte - Bad Schönfließ, Bärwalde, Fürstenfelde, Königsberg, Küstrin, Mohrin, Neudamm und Zehden/Oder und 97 Landgemeinden mit zusammen 94 502 Einwohnern.

Als am Ende des 2. Weltkrieges die Altstadt mit ihren Bürgerhäusern und mit den großartigen Zeugnissen mittelalterlicher Baukunst in Schutt und Asche sank, blieb eine größere Anzahl neuerer Gebäude außerhalb der Stadtmauern von der Brandschatzung verschont: die Schulen, das Krankenhaus, die Badeanstalt, der Schlachthof, das Wasserwerk, die katholische Kirche, das Kino, Bank- und Versicherungsgebäude, private Villen und viele Häuser in den neueren Siedlungen.

Alle in der Stadt verbliebenen oder dorthin wieder zurückgekehrten Bürger mußten nach dem Ende dieses verheerenden Krieges ihren Heimatort jedoch für polnische Menschen, die das gleiche Schicksal erlitten hatten, freimachen und verlassen - ein furchtbarer Einschnitt in die damals gerade 700-jährige Geschichte der Stadt und eine von tiefer Verzweiflung und größtem Leid geprägte Erfahrung ihrer bisherigen und der neuen Bewohner, denen ja ebenfalls ihre angestammte Heimat genommen worden war! - Dieses gleiche Schicksal sollte Ansporn sein, für die Zukunft einen gemeinsamen Weg zu guter Nachbarschaft und zum friedlichen Miteinander zu suchen. In diesem Geiste wollen die ehemaligen und die heutigen Bewohner der 750 Jahre alten Stadt Königsberg - Chojna miteinander das große Jubiläum ihrer Stadt begehen und ihrer Geschichte gedenken.